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Nachhaltige Hilfe das ganze Jahr hindurch

Hilfe muss nicht nur schnell, sondern auch Zielgerichtet und überprüft eingesetzt werden. Dabei ist finanzielle Hilfe oft nur ein Teil, eine Begleitung ist oft genauso wichtig.

In den letzten 15 Jahren hat sich „Südtirol hilft“ zur größten Hilfsinitiative unseres Landes entwickelt. Viele Hilfsvereine ziehen gemeinsam an einem Strick und werden dabei von immer mehr Spendern aus dem ganzen Land unterstützt.

Tausende Einzelspender, Firmen und Initiativen sind Teil von „Südtirol hilft“ geworden und zeigen, wie verwurzelt diese Initiative inzwischen in unserer Gesellschaft ist. Ob Schicksalsschlag, Krankheit oder Unfall, der Zusammenschluss von unterschiedlichen Hilfsorganisationen mit den Radiosendern Südtirol 1 und Radio Tirol und vielen Medien aus dem Haus Athesia konnte bereits in vielen Tausend Fällen Hilfe anbieten. Doch gerade die Corona-Krise stellt viele Helfer vor neuen Herausforderungen. Welche, das fragen wir den Präsidenten von „Südtirol hilft“, Heiner Feuer.

„Südtirol hilft“ ist seit 15 Jahren aktiv, bekannt vor allem durch die Spendenaktionen vor Weihnachten. Wie sieht es unterm Jahr aus, gerade zu Corona-Zeiten?

„Südtirol hilft“ ist tatsächlich besonders zur Vorweihnachtszeit mit vielen Aktionen präsent, um Spenden zu sammeln. So sind wir gestartet und damit werden wir in den Medien wahrgenommen. Mit Promiversteigerungen, Traumreise-Lotterie und Spendenmarathon am Tag vor Heilig Abend. Aber die eigentliche Hilfe startet erst danach, die eingegangen Spenden werden für in Not geratene Menschen in Südtirol eingesetzt. Das bedeutet: Alle Situationen werden über die Trägerorganisationen Bäuerlicher Notstandsfond, Südtiroler Krebshilfe und Caritas genau geprüft und erst dann werden die Spendengelder an Bedürftige weitergegeben.

Wie schnell kann „Südtirol hilft“ helfen?

Wir arbeiten unbürokratisch. Aber natürlich wollen wir sicher sein, dass die Spenden auch dort ankommen, wo sie wirklich benötigt werden. Schnelligkeit ist eine Sache, aber eine nachhaltige Hilfe ist mindestens genauso wichtig. Im Vordergrund steht für uns die überprüfte Begleitung von in Not geratenen Personen durch die Trägerorganisationen, die dadurch auch sicherstellen, dass eine langfristige Verbesserung der jeweiligen Situation eintreten kann. Und dabei kann diese Begleitung tatsächlich auch über Jahre gehen.

Wer kann Hilfe bekommen und wie funktioniert das bei „Südtirol hilft“?

In erster Linie sind es die Gründungsorganisationen, die da sehr breit und auch unterschiedlich aufgestellt sind. Das beginnt bei der Südtiroler Krebshilfe, mit finanzieller Hilfe bei Engpässen durch die Krankheit, Organisation von Selbsthilfegruppen, Begleitung bei Therapien. Einfach eben eine Anlaufstelle für Menschen, die an Krebs erkrankt sind. Der gesamte Bereich der Landwirtschaft wird vom Bäuerlichen Notstandsfonds abgedeckt, gerade bei uns in Südtirol ein sehr weites Feld. Und dritter im Bunde ist die Caritas mit ihrem vielfältigen Angebot an Hilfestellungen. Das geht von der konkreten materiellen Unterstützung bis hin zur Beratung. Menschen in schwierigen Situationen werden in persönlichen Projekten begleitet: Schuldnerberatung, Sozialberatung, Psychosoziale Beratung, Männerberatung, Hospizbewegung oder Telefonseelsorge um nur einige zu nennen.

Das bedeutet, diese Organisationen bilden den Kern von „Südtirol hilft“, aber auch darüber hinaus können Spenden im Land eingesetzt werden?

Ja, denn „Südtirol hilft“ ist ein offenes Hilfsnetzwerk. Neben den drei bewährten Hilfsorganisationen gibt es eine Zusammenarbeit mit über zehn Organisationen, die in Südtirol konkrete Hilfe für Menschen in Not leisten; zum Beispiel mit der Vinzenz Gemeinschaft. Diese ist tief in der Südtiroler Gesellschaft verwurzelt und steht Menschen in den unterschiedlichsten Notlagen zur Seite. Die Lebenshilfe oder die GBW, die seit Jahrzehnten für Menschen mit Beeinträchtigungen Hilfe anbieten und so ein menschenwürdiges Leben garantieren. Auch viele andere Organisationen sind mit unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern in Südtirol tätig. Wir wollen sie dabei unterstützen. Dazu gehört beispielsweise auch die Stiftung Elisabeth, die Genossenschaft Renovas, der Verein für die Sachwalterschaft und viele andere mehr. Durch all diese Partner kennen wir sehr viele Notfälle im Land. Andere kommen dazu, wenn Menschen sich einfach bei uns melden.

Wie wirkt sich nun die Corona-Krise auf Ihre Arbeit aus? Merkt man einen Anstieg an Notfällen auch in Südtirol?

Definitiv ja! Und auch hier sind die Auswirkungen sehr vielschichtig. Die materielle Not ist auch da nur ein Teil. Gerade im medizinischen Bereich sieht man das ganz deutlich. So berichtet die Krebshilfe von immer mehr Ausfällen von Therapien für Patienten aufgrund der verschärften Maßnahmen oder weil einfach die Therapeuten selbst an Covid erkrankt sind. Die gesamte soziosanitäre Tätigkeit (Krebsnachsorgeturnen, Rückenschule usw.) wurde entweder eingestellt oder auf online reduziert, bis hin zu den Selbsthilfegruppen. Ähnliche Rückmeldung bekommen wir auch von der Caritas, die von Ausfällen einiger erkrankter oder in Quarantäne gesetzter Mitarbeiter und Freiwilliger berichtet. Dazu kommen auch Schwierigkeiten durch Corona-Fälle in den Einrichtungen selbst, durch die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen, durch die zunehmende materielle und seelische Armut im Lande. Die Pandemie hat gezeigt, dass viele Menschen – Senioren wie Jugendliche - einsam sind. In diesem Bereich sind vor allem die youngCaritas, die Hospizbewegung, die Telefonseelsorge und die Hauspflegedienste mit vielen Freiwilligen tätig. Natürlich merken wir auch den Anstieg von Menschen, die eine finanzielle Unterstützung benötigen, auch das hat zugenommen. Beim BNF etwa kommen vor allem auf der Schiene „Menschen-Helfen“ mehr Ansuchen, da viele Südtiroler ohne Arbeit sind, ob im Gastgewerbe oder anderswo. Auch Bauern selbst merken das oft, denken wir an jene, die wegen Corona ihr Zuerwerb zum Beispiel bei Skiliften verlieren.

Reichen für all diese Aufgaben die Spenden, die Sie vor Weihnachten gesammelt haben?

Unsere Spendenaufrufe vor Weihnachten wurden auch heuer sehr stark gehört. Es ist bezeichnend, dass in Krisenzeiten viele Südtiroler mehr spenden als sonst. Ich glaube, vielen wird dann erst recht bewusst, dass Hilfe auch im eigenen Land notwendig ist. Und sie möchten damit vielleicht Danke sagen, dass es ihnen selbst besser geht. Alle beteiligten Hilfsorganisationen berichten, dass die Geldspenden zugenommen haben, und das haben wir am Spendentag auch gesehen. Abgesehen davon gehen viele Initiativen ja weiter oder werden erst recht jetzt ins Leben gerufen. Erst dieser Tage hat sich beispielsweise die ehrenamtliche Organisation The Red Lions MC Südtirol bei uns gemeldet und möchte uns mit einer Spende von 60.000 Euro unterstützen. Spenden, die letzthin gerade für die Corona-Hilfe gesammelt wurden und die nun richtig eingesetzt werden müssen. Ich kann da jedem Spender nur von Herzen danken und möchte garantieren, dass jeder Cent dort ankommen wird, wo er benötigt wird. Wir arbeiten alle ehrenamtlich, es entstehen keine Verwaltungskosten bei uns, die von den Spenden abgedeckt werden müssten. Diese Transparenz ist uns sehr wichtig, dazu hilft uns auch die Überprüfung durch das Sicher Spenden-Siegel, das seit Jahren die Tätigkeiten von Südtirol Hilft begleitet und überprüft.